Zwischen Zirkuswagen und Tierparadies – eine beglückende Hofzeit
Ein Wochenende voller Leichtigkeit und Entdeckungen steht bevor – und das Wetter meint es gut mit uns. Nach Wochen des Regens und der kühlen Tage kündigt sich ein sonniges, warmes Wochenende an. Perfekt, um sich auf ein kleines Abenteuer zu begeben! Unser Ziel liegt gar nicht so weit von uns: die malerische Region rund um den schönen Zürichsee, an dem sich die Kantone Zürich, Schwyz und St. Gallen begegnen.
Bevor wir unser eigentliches Ziel erreichen, gönnen wir uns einen Zwischenstopp in Pfäffikon. Von hier aus setzen wir mit der Fähre zur Insel Ufenau über – sie ist die größte der fünf Inseln im Zürichsee. Die Ufenau ist ein Ort voller Geschichte und Stille: Seit dem Jahr 965 gehört sie dem Benediktinerkloster Einsiedeln.
In der Pfarrkirche St. Peter und Paul bestaunen wir Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert, bevor wir im Schatten alter Platanen im Inselrestaurant frische Fischknusperli und kühle Getränke genießen. Zurück am Festland breiten wir unsere Decke in der Badi aus, gönnen uns ein erfrischendes Bad im Zürichsee und lassen die Seele baumeln.
Das eigentliche Abenteuer wartet jedoch in Ermenswil auf uns: der Archehof Rüegg. Hier führen drei engagierte Frauen einen Hof, der sich der Erhaltungszucht seltener Nutztierrassen verschrieben hat. Der Hof ist Teil der Stiftung Pro Specie Rara und ein Paradies für Tierliebhaber: Alpakas, Wollschweine, Appenzeller Ziegen, Walliser Schwarznasenschafe, Seidenhühner, Pfauenziegen, Diepholzer Gänse, Pommernenten, Rätisches Grauvieh, Skudden, Engadiner Schafe, Bienen, Esel, Wachteln und Schweizer Fuchskaninchen – die Vielfalt ist beeindruckend.
Unsere Unterkunft ist ein liebevoll eingerichteter Zirkuswagen – klein, gemütlich, mit einem charmanten Kanonenöfchen (funktionstüchtig oder Deko? Das bleibt ein Geheimnis). Vor dem Wagen laden zwei bequeme Stühle und ein Tisch zum Verweilen ein. Hier genießen wir den Sonnenuntergang, während die Tiere in ihren Ställen und Gehegen längst schlafen, und lassen bei einem kühlen Bier aus dem Hofladen den Tag Revue passieren.
Am Abend werden wir mit einem köstlichen Nachtessen verwöhnt: Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti und Salat, am nächsten Abend Hörnli und Ghacktes mit Apfelmus – auf Wunsch sogar mit Nachschlag. Die Zutaten stammen direkt vom Hof, das Essen ist bodenständig und gut.
Nach Einbruch der Dunkelheit beobachten wir noch eine Weile den Sternenhimmel und begeben uns dann zur Nachtruhe. Die Betten im Zirkuswagen sind herrlich bequem, und wir schlafen tief und erholsam.
Am nächsten Morgen begrüßt uns ein stolzer Hahn, der seine Hühner stets sorgsam im Auge behält, während wir im alten Schuppen mit modernem Bad die Regendusche geniessen. Nach dem ersten Kaffee im Zirkuswagen lockt ein reichhaltiges z’ Morge im Hofladen mit allem, was das Herz begehrt – selbstgebackenes Brot und Konfi, Käse und Milch vom Hof, Schinken, Wurst, Früchten und Joghurt lassen keine Wünsche offen.
Der Tag verspricht sommerliche Hitze – ideal für eine Wanderung durch den Sagenraintobel zur Farneralp. Der Weg führt uns durch eine wildromantische Schlucht, begleitet vom kleinen Flüsschen Schmittenbach, der sich an manchen Stellen als Wasserfall zeigt. Leider zwingt uns eine Wegsperrung auf einen anderen Weg, wodurch wir den Wald verlassen müssen, über sonnige Wiesen laufen und schließlich auf eine Straße gelangen. Nun erweist sich der Weg zur Farneralp länger als gedacht, so daß wir von einem weiteren Aufstieg absehen wollen. Den gesamten Weg zurücklaufen möchten wir aber auch nicht. Als wir am anderen Ende der Sperrung des ursprünglichen Weges angelangt sind, verrät uns eine freundliche Einheimische, daß wir ihn trotzdem nutzen können. Das erweist sich als Glücksfall – und so wandern wir den märchenhaften Weg am wilden Flüsschen entlang zurück. Immer wieder gibt es Stellen, an denen sich das Wasser staut und da nutzen wir die Gelegenheit uns im kristallklaren und eiskalten Wasser abzukühlen – ein Geschenk an diesem heißen Tag.
Zurück in Wald ZH, bleibt noch Zeit für einen Abstecher ins Waffelhaus in Dürnten: Hier schwelgen wir in einem Traum aus Pink, weichen Sesseln und hausgemachten Waffeln mit Eis, Früchten, Sahne und bunten Süßigkeiten – ein krasser Kontrast zur Natur und dem bodenständigen Hofleben.
Auf Empfehlung von Mafalda, einer der Hofbesitzerinnen, fahren wir zum Egelsee, einem idyllischen Moorsee mitten in einem Naturschutzgebiet mit Badi. Hier schwimmen wir, entspannen auf der Liegewiese und lassen den Nachmittag ausklingen.
Der Abend bleibt sehr mild, und wir genießen nach dem Nachtessen die frühsommerliche Nacht vor dem Zirkuswagen, bis der Himmel von zahlreichen Blitzen in der Ferne erleuchtet wird. Als wir uns schließlich zum Schlafen in den Zirkuswagen zurückziehen, beginnt es heftig zu gewittern. Der Regen prasselt auf den Wagen und trommelt uns langsam in den Schlaf.
An nächsten Morgen wirkt die Welt auf dem Hof wie frisch gewaschen und rein. Der schillernde Hahn stolziert glückselig und selbstvergessen durch das Gras, bis er realisiert, daß keines seiner Hühner bei ihm ist. Aufgeschreckt und hektisch rennt er über das Gelände und sucht seine Schar. Allein für den Anblick der Hühner würde es sich lohnen hier noch länger zu bleiben. Die entspannte Ruhe der glücklichen und gut versorgten Tier auf dem Hof scheint sich auf uns zu übertragen – es ist einfach nur schön.
Ein besonderes Highlight: An jedem ersten Sonntag im Monat laden die Frauen des Archehofs zum großen Brunch ein. Wir haben das Glück, dabei zu sein, und schlemmen uns durch Zopf, Käse, Wurst, Rösti, Süßspeisen und Kuchen. Der perfekte Abschluss eines besonderen Wochenendes.
Der Archehof Rüegg ist mehr als ein Ausflugsziel – er ist ein Ort, an dem die Zeit langsamer vergeht, die Natur spürbar wird und tierische Begegnungen möglich sind. Wir kommen bald wieder.