Herzgesund durch Wandern
Auf dieser Seite möchte ich Ihnen, liebe Gäste, ausgewählte Wanderungen vorstellen. Sie wurden von Christina und mir gegangen und sind für jedermann der sich fit genug fühlt, nachzumachen.
Matthias hat Geburtstag – wie auch in den vergangenen Jahren, werden wir einen besonderen Tag an einem besonderen Ort verbringen. Was er am Morgen seines Geburtstages noch nicht weiss: Heute geht es ins hohe Gebirge und zwar nach Vals in Graubünden. Vals ist eine Gemeinde in der Region Surselva, in der neben Deutsch und Italienisch Rätoromanisch gesprochen wird. Bekannt ist Vals, zumindest in der Schweiz, für sein Heilwasser aus der St. Petersquelle.
Der Kanton Graubünden liegt im Südosten der Eidgenossenschaft, dementsprechend lang ist die Anreise. Nach knapp vier Stunden kommen wir in Vals an. Allerdings bleiben wir nicht in dem kleinen Bergdorf, das auf 1.252 Metern liegt, sondern begeben uns auf die knapp 600 Meter höhere Hängela Alp. Wir werden dort zwei Tage und zwei Nächte in einer Jurte verbringen.
Im Winter ist die Hängela Alp mit seiner Bergwirtschaft eine Selbstversorgerhütte und nur auf Tourenski oder mit Schneeschuhen zu erreichen. Jetzt aber können wir die schmalen Wege, die sich am Berg anschmiegend hochschlängeln, langsam mit dem Auto erfahren, und zum Glück gibt es einige wenige Parkmöglichkeiten an der Berghütte.
In der Schweiz, v.a. in Graubünden, dem Tessin und Wallis, werden Alp- oder Almhütten auch Maiensäss genannt, weil das Vieh im Mai auf die Alp getrieben wurde. Und auch in der Hängela Alp wird, der Tradition entsprechend, der Saisonbetrieb im Mai aufgenommen. Die Gondeln der Bergbahn Gadastatt hingegen ruhen noch, und nur wenige Wanderer sind unterwegs.
Wir kommen am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und Wattewölkchen auf der Hängela an und werden freundlich in Empfang genommen. Es ist mit knapp 20°C angenehm warm, und wir geniessen auf der Sonnenterrasse erst einmal die Aussicht bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen. Der Blick von der Alp ins Tal ist fantastisch. Besonders eindrucksvoll aber ist die umliegende Bergwelt der Adula Alpen. Stolz erhebt sich das Zerfreilahorn, das auch Bündner Matterhorn genannt wird, vor unseren Augen.
Nach dem kühlen Weckruf unter der Dusche gibt es ein zünftiges Frühstück in der Berghütte. Die beiden Schwestern haben alles vorbereitet: Brot, Bündner Fleisch, Schinken, Früchte, Joghurt aus einer Valser Sennerei und das leckere Hängela Rührei; dazu trinken wir Quellwasser und Kaffee.
Da es immer noch neblig ist, legen wir uns nach dem Frühstück wieder in unser immer noch warmes Bett in der Jurte und schauen durch die durchsichtige Kuppel im Dach den schnell dahinwehenden Nebelfetzen zu, bis schliesslich die Sonne doch durchdringt und der Himmel aufklart.
Wir machen uns parat, um von der Hängela Hütte den Berg weiter aufwärts zu wandern. Auf 1.932 Metern gibt es den kleinen Weiler Stafelti mit wenigen bewohnten Hütten. Weiter geht es kontinuierlich bergauf, und wir erreichen die Leisalp auf 2.051 Metern, die noch nicht geöffnet hat. Mittlerweile ist die Sonne wieder verschwunden, es wird grau, windig und kühl. Wir aber wandern weiter aufwärts, sehen wunderschöne blühende Alpenpflanzen: gelbe Trollblumen, wilde Stiefmütterchen, blauer Enzian und Silbermantel, den Frauenmantel der Alpen. Je höher wir wandern, desto weniger Vögel sind zu sehen und zu hören, bis auf einige Alpenkrähen über uns und fellige pfeifende Tierchen, die wieselflink über die Hänge laufen – Murmeltiere.
Die Baumgrenze haben wir schon längst hinter uns gelassen, und die Vegetation ist nun sehr karg. Zunehmend zeigen sich Reste von Schnee und Eis, es wird steiniger und beschwerlicher. Auf dem Weg nach oben sehen wir grosse Steinwälle; am Abend erfahren wir, dass es in den 1950er Jahren ein schweres Lawinenunglück gegeben hatte und die Steinwälle später zum Schutz errichtet wurden. Wir wandern bis zum Ende des Weges und stehen schliesslich vor dem Felsmassiv des Sattelichopfs.
Ab diesem Punkt ginge es für uns nur weiter, wenn wir auf der Sattelilücke, einem schmalen Grat im Fels, durch das Massiv steigen würden. Aber wir sind mit den erklommenen 2.400 Metern zufrieden und finden, dass wir die erste Wanderung des Jahres gut bewältigt haben.
Dieses Jahr kommt der Winter früh. Schon lange ist es kalt, und nun hat es auch endlich geschneit. In den tieferen Lagen ist der Schnee schnell wieder geschmolzen, aber in den Höhenlagen Richtung Schwarzwald bleibt das funkelnde Weiß zum Glück liegen. Also packen wir heute endlich mal wieder unsere Schneeschuhe und fahren nach Höchenschwand. Auf 1.000 Metern ist es kalt genug, dass die Loipen gespurt und die Winterwanderwege freigegeben sind. Der Schnee verwandelt die gesamte Landschaft in ein weisses Wintermärchen. Und obwohl es bedeckt ist und die Sonne sich nicht hervorwagt, zeigen sich die schneebedeckten Gipfel der Alpen imposant mit nahezu 180°-Blick.
Wir kommen auf unseren Schneeschuhen schnell voran, die Bewegung heizt uns ordentlich ein. Schnell hat man sich von allen Spaziergängern entfernt
und ist nahezu alleine unterwegs. Es macht Spass durch den Winterwald zu laufen und die klare, eisige Luft einzuatmen.
Es ist ein nebliger Oktobertag. Dennoch möchten wir heute mit unseren Freunden aus Bielefeld eine Tour im Hotzenwald unternehmen. Mittlerweile haben wir viele schöne Touren unternommen, aber der südliche Schwarzwald bietet noch zahlreiche unentdeckte Schätze und idyllische Wanderwege. Heute werden wir die Ruine Bärenfels oberhalb von Wehr erwandern.
Die Anfänge der ehemaligen Höhenburg, damals noch Steinegg genannt, sind unklar, wahrscheinlich wurde sie im 12. Jahrhundert erbaut. Das grosse Erdbeben von Basel im Jahr 1356 zog die Burg stark in Mitleidenschaft. Im späten 14. Jahrhundert gelangte sie in den Besitz des Basler Rittergeschlechts derer vom Bärenfels, dessen Namen sie fortan trug. Im Dreissigjährigen Krieg wurde die Burg schliesslich vollends zerstört (Wikipedia: Burg Bärenfels.
Als wir in Wehr starten, beginnt sich der Nebel langsam aufzulösen. Vom Parkplatz Forsthaus geht es am Waldrand kontinuierlich bergauf durch den Wald. Wir laufen über vier Kilometer zunächst bis zum Rüttehof. Mittlerweile hat sich das trübe Grau vollständig aufgelöst, und wir können einen strahlend-sonnigen Oktobertag geniessen. Der Anstieg ist nicht stark, aber lang und heizt uns ordentlich ein; zum Glück laufen wir aber die ganze Zeit geschützt unter Bäumen. Am Fischbach sind wir etwas unsicher, wie der weitere Weg verläuft und müssen wir uns einen Moment orientieren, dann aber geht es mit schnellen Schritten weiter Richtung Bärenfels. Das letzte Stück ist noch einmal recht steil, bis wir endlich im Inneren der ehemaligen Burg stehen. Wir machen auf einer Bank im Burghof eine kleine Pause und überlegen noch, ob wir die Steintreppe an der Burgmauer und den Bergfried erklimmen sollten. Irgendwie hatten wir alle genug Steigung in den letzten Stunden. Aber jetzt sind wir so weit gekommen, dass wir uns doch noch aufraffen und vom Bergfried der Ruine mit einem wunderbaren Ausblick über das Wiesental und Schweizer Jura belohnt werden. Wäre der Himmel klarer, hätten wir eine sensationelle Aussicht auf die Schweizer Alpen – heute können wir sie leider nur erahnen. Langsam machen wir uns auf den Weg zurück. Wir sind knapp 12 Kilometer über 500 Höhenmeter gewandert – eine wunderbare Tour, die gut zu bewältigen ist.
Die vergangenen Tage waren von sehr wechselhaftem Wetter geprägt - heftige Gewitter, starker Regen, gleissende Sonne, plötzliche Temperaturabfälle. Wir befürchteten schon, dass unser Wochenendtrip ins Wasser fallen würde, denn unser Plan ist es eine Übernachtung in einem Schwebebett im Thurgau zu machen. Nun also sind wir hier, auf dem Biohof Hohlenstein in Au-Fischingen. Wir werden eine Nacht im Freien verbringen, aber auf eine luxuriöse Art und Weise: in einem sanft schaukelnden Himmelbett mit wärmenden Daunendecken.
Als wir auf dem abseits liegenden Hof ankommen, werden wir laut bellend von Hofhündin Momo begrüsst. Sie ist sogar auf Google Maps vermerkt und wird in den Besucherberichten als recht wehrhaft beschrieben. An der Hofeinfahrt hängen Schild und Wasserpistole mit dem Hinweis diese zur Abwehr zu benutzen. Tatsächlich ist Momo aber einfach eine sorgfältige Bewacherin des Hauses und kann später mit einigen Leckerlis und Streicheleinheiten besänftigt werden.
Bei unserer Ankunft werden wir von Selina, die als Saisonangestellte für die Gästebetreuung auf dem Hof arbeitet, freundlich in Empfang genommen. Der Hofbesitzer Sepp lebt hier und bewirtschaftet den Hof, sein Sohn Joe ist zur Zeit in Ausbildung zum Landwirt und wird die Nachfolge übernehmen. Sepps Sohn David ist auch vorübergehend auf dem Hof und bewirtet Gäste. Alle sind sehr zuvorkommend und aufgeschlossen, und wir fühlen uns sehr willkommen.
Der Nachmittag liegt noch vor uns, und nach einem ersten Blick auf unsere Schlafstatt machen wir uns mit einem kleinen Rucksack auf dem Thurgauer Tannenzapfenweg nach Fischingen, um das dortige Benediktinerkloster zu besuchen. Das um 1138 gegründete Kloster wird von einer Ordensgemeinschaft geführt, die neben ihrem klösterlichen Lebensrhythmus und der Seelsorge in den umliegenden Orten ein Seminarhotel mit Restaurant betreiben. Ausserdem gibt es auf dem Gelände eine Brauerei, die Pilgrim, ein Craft-Bier mit besonderen Aromen und Wasser aus der Klosterquelle braut.
Das Kloster und die Barockkirche, die der Heiligen Idda geweiht ist, liegen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Hier können sich Pilger den Segen für den Weg sowie das Pilgerabzeichen geben lassen.
Vor uns liegt zum Glück keine 2.300 km-Wegstrecke, aber etwas anstrengend wird es auch für uns. Zunächst geht es steil aufwärts auf den 991 Meter hohen Grat, der höchsten Erhebung im Thurgau und anschliessend auf schmalen Wegen durch den Wald wieder abwärts. In Ortenegg, einer weiten Lichtung mit einer stattlichen Mariensäule, pausieren wir einen Moment und geniessen den besonderen Kraftort mit seinem fantastischen Blick in Richtung Bodensee. Von dort führen einige Stufen hinunter in den Wald zu einer kleinen Marienkapelle, in der wir Kerzen anzünden.
Nach eineinhalb Stunden straffer Wanderung kommen wir in Fischingen an. Wir können nicht, wie erhofft, ins Gartenrestaurant auf dem Klostergelände, da es einer Hochzeitsgesellschaft vorbehalten ist. Freundlicherweise bekommen wir aber einen Platz ausserhalb des Restaurants und werden mit Kaffee und Schlorzifladen, einer Toggenburger Spezialität bewirtet. Die Birnenwähe schmeckt fein, und nach der kleinen Stärkung geht es dann wieder zurück nach Hohlenstein.
Wir überwinden insgesamt 538 Höhenmeter - die Strecke ist zeitweilig durchaus fordernd, aber gut zu bewältigen. Als wir nach mehr als zwei weiteren Stunden wieder auf dem Hof ankommen, werden wir von Sepps Sohn David in Empfang genommen, der uns mit hausgemachtem Süssmost bewirtet.
Für den Abend haben wir mit der Reservierung des Bettes bei Selina einen Grillkorb bestellt, auf den wir uns jetzt sehr freuen. Sepp führt uns zur Grillstelle am Waldrand, an der wir unsere Picknickdecke ausbreiten und unser Feuer entfachen. Nach der Tour schmecken die grillierten Würste, Maiskolben, Kartoffeln und das Gemüse, dazu das Pilgrimbier, besonders köstlich.
Gegen neun Uhr gehen wir zum Hof zurück, duschen und bekommen noch ein Betthupferl sowie Gute-Nacht-Wünsche mit auf dem Weg. Das Schwebebett steht ca. 100 Meter entfernt vom Hof auf einer grossen, von Sepp noch am Abend teilweise gemähten Wiese. Der Blick auf die Appenzeller Berge und den Säntis ist leider diffus, über den Berge hängen Wolken. Wir sind zuversichtlich, dass sich das Wetter dennoch halten wird.
Langsam geht die Sonne am westlichen Himmel unter, und der Abend senkt sich über die Wiese. Unser Bett hängt an einer Holzkonstruktion und schaukelt sanft, weiche Kissen und Decken warten darauf, dass wir uns ausstrecken – endlich… Über uns leuchten erste Sterne auf, die zahlreichen Kühe und Ziegen auf den umliegenden Wiesen sind an ihren Glocken zu hören. Das Geläut hat durchaus etwas Meditatives, zudem duftet es nach frisch gemähtem Gras und Heu, so dass wir innerlich ganz ruhig werden. Wir haben zwar am Bett batteriebetriebene Nachtischlampen, aber der Sternenhimmel ist so schön, dass wir gar nicht lesen mögen. Irgendwann schlafen wir ein und wachen gegen Mitternacht mit dem Aufgang des Mondes auf. Er leuchtet sehr hell, obwohl er bereits wieder abnehmend ist. Im Laufe der Nacht wandert der Mond über den südlichen Himmel und sorgt dafür, dass alles gut sichtbar ist.
Das Bett ist wunderbar bequem, zu keinem Zeitpunkt ist es kalt oder unangenehm. Wir haben vorsichtshalber Schlafsäcke mitgebracht, aber eigentlich sind sie völlig überflüssig. Am frühen Morgen weckt uns die Morgenröte, wir schlafen aber noch einmal ein. Bald aber werden wir durch die hellen Sonnenstrahlen wach. Die Wiese ist feucht und lockt uns zum Taulaufen. In einiger Entfernung steht unser Wiesenhüsli, eine aus Holz gezimmerte Kompost-Toilette, das wir auch gleich nutzen.
Um halb neun, wie vereinbart, kommt Selina und tischt uns das reichhaltige Z‘Morge (Frühstück) auf, Sepp radelt mit seinem E-Bike über die Wiese, um uns Kaffee zu bringen. Und so tafeln wir wiederum köstlich im Sonnenschein mit Blick auf die Berge im Appenzeller Land. Im Gegensatz zum vorherigen Abend können wir den Säntis jetzt gut sehen. Mit 2.501 Meter ist er der höchste Berg im Alpstein und Teil der nordwestlichen Alpen. Er führt drei Kantonsgrenzen zusammen: Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gallen.
Jetzt wird es schnell sehr warm, ein letztes Mal legen wir uns auf das wunderbare Bett und geniessen den Ausblick, dann geht es mit Sack und Pack zurück zum Hof. Wir verabschieden uns von dem wunderbaren Gastgeber Sepp, der fröhlichen Celine und der mittlerweile recht zahmen Momo. Hierhin werden wir ganz sicher noch einmal zurückkehren, und das nächste Mal bringen wir gleich Leckerli mit: Momo ruggele!
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.