Herzgesund durch Wandern
Auf dieser Seite möchte ich Ihnen, liebe Gäste, ausgewählte Wanderungen vorstellen. Sie wurden von Christina und mir gegangen und sind für jedermann der sich fit genug fühlt, nachzumachen.
Die vergangenen Tage waren von sehr wechselhaftem Wetter geprägt - heftige Gewitter, starker Regen, gleissende Sonne, plötzliche Temperaturabfälle. Wir befürchteten schon, dass unser Wochenendtrip ins Wasser fallen würde, denn unser Plan ist es eine Übernachtung in einem Schwebebett im Thurgau zu machen. Nun also sind wir hier, auf dem Biohof Hohlenstein in Au-Fischingen. Wir werden eine Nacht im Freien verbringen, aber auf eine luxuriöse Art und Weise: in einem sanft schaukelnden Himmelbett mit wärmenden Daunendecken.
Als wir auf dem abseits liegenden Hof ankommen, werden wir laut bellend von Hofhündin Momo begrüsst. Sie ist sogar auf Google Maps vermerkt und wird in den Besucherberichten als recht wehrhaft beschrieben. An der Hofeinfahrt hängen Schild und Wasserpistole mit dem Hinweis diese zur Abwehr zu benutzen. Tatsächlich ist Momo aber einfach eine sorgfältige Bewacherin des Hauses und kann später mit einigen Leckerlis und Streicheleinheiten besänftigt werden.
Bei unserer Ankunft werden wir von Selina, die als Saisonangestellte für die Gästebetreuung auf dem Hof arbeitet, freundlich in Empfang genommen. Der Hofbesitzer Sepp lebt hier und bewirtschaftet den Hof, sein Sohn Joe ist zur Zeit in Ausbildung zum Landwirt und wird die Nachfolge übernehmen. Sepps Sohn David ist auch vorübergehend auf dem Hof und bewirtet Gäste. Alle sind sehr zuvorkommend und aufgeschlossen, und wir fühlen uns sehr willkommen.
Der Nachmittag liegt noch vor uns, und nach einem ersten Blick auf unsere Schlafstatt machen wir uns mit einem kleinen Rucksack auf dem Thurgauer Tannenzapfenweg nach Fischingen, um das dortige Benediktinerkloster zu besuchen. Das um 1138 gegründete Kloster wird von einer Ordensgemeinschaft geführt, die neben ihrem klösterlichen Lebensrhythmus und der Seelsorge in den umliegenden Orten ein Seminarhotel mit Restaurant betreiben. Ausserdem gibt es auf dem Gelände eine Brauerei, die Pilgrim, ein Craft-Bier mit besonderen Aromen und Wasser aus der Klosterquelle braut.
Das Kloster und die Barockkirche, die der Heiligen Idda geweiht ist, liegen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Hier können sich Pilger den Segen für den Weg sowie das Pilgerabzeichen geben lassen.
Vor uns liegt zum Glück keine 2.300 km-Wegstrecke, aber etwas anstrengend wird es auch für uns. Zunächst geht es steil aufwärts auf den 991 Meter hohen Grat, der höchsten Erhebung im Thurgau und anschliessend auf schmalen Wegen durch den Wald wieder abwärts. In Ortenegg, einer weiten Lichtung mit einer stattlichen Mariensäule, pausieren wir einen Moment und geniessen den besonderen Kraftort mit seinem fantastischen Blick in Richtung Bodensee. Von dort führen einige Stufen hinunter in den Wald zu einer kleinen Marienkapelle, in der wir Kerzen anzünden.
Nach eineinhalb Stunden straffer Wanderung kommen wir in Fischingen an. Wir können nicht, wie erhofft, ins Gartenrestaurant auf dem Klostergelände, da es einer Hochzeitsgesellschaft vorbehalten ist. Freundlicherweise bekommen wir aber einen Platz ausserhalb des Restaurants und werden mit Kaffee und Schlorzifladen, einer Toggenburger Spezialität bewirtet. Die Birnenwähe schmeckt fein, und nach der kleinen Stärkung geht es dann wieder zurück nach Hohlenstein.
Wir überwinden insgesamt 538 Höhenmeter - die Strecke ist zeitweilig durchaus fordernd, aber gut zu bewältigen. Als wir nach mehr als zwei weiteren Stunden wieder auf dem Hof ankommen, werden wir von Sepps Sohn David in Empfang genommen, der uns mit hausgemachtem Süssmost bewirtet.
Für den Abend haben wir mit der Reservierung des Bettes bei Selina einen Grillkorb bestellt, auf den wir uns jetzt sehr freuen. Sepp führt uns zur Grillstelle am Waldrand, an der wir unsere Picknickdecke ausbreiten und unser Feuer entfachen. Nach der Tour schmecken die grillierten Würste, Maiskolben, Kartoffeln und das Gemüse, dazu das Pilgrimbier, besonders köstlich.
Gegen neun Uhr gehen wir zum Hof zurück, duschen und bekommen noch ein Betthupferl sowie Gute-Nacht-Wünsche mit auf dem Weg. Das Schwebebett steht ca. 100 Meter entfernt vom Hof auf einer grossen, von Sepp noch am Abend teilweise gemähten Wiese. Der Blick auf die Appenzeller Berge und den Säntis ist leider diffus, über den Berge hängen Wolken. Wir sind zuversichtlich, dass sich das Wetter dennoch halten wird.
Langsam geht die Sonne am westlichen Himmel unter, und der Abend senkt sich über die Wiese. Unser Bett hängt an einer Holzkonstruktion und schaukelt sanft, weiche Kissen und Decken warten darauf, dass wir uns ausstrecken – endlich… Über uns leuchten erste Sterne auf, die zahlreichen Kühe und Ziegen auf den umliegenden Wiesen sind an ihren Glocken zu hören. Das Geläut hat durchaus etwas Meditatives, zudem duftet es nach frisch gemähtem Gras und Heu, so dass wir innerlich ganz ruhig werden. Wir haben zwar am Bett batteriebetriebene Nachtischlampen, aber der Sternenhimmel ist so schön, dass wir gar nicht lesen mögen. Irgendwann schlafen wir ein und wachen gegen Mitternacht mit dem Aufgang des Mondes auf. Er leuchtet sehr hell, obwohl er bereits wieder abnehmend ist. Im Laufe der Nacht wandert der Mond über den südlichen Himmel und sorgt dafür, dass alles gut sichtbar ist.
Das Bett ist wunderbar bequem, zu keinem Zeitpunkt ist es kalt oder unangenehm. Wir haben vorsichtshalber Schlafsäcke mitgebracht, aber eigentlich sind sie völlig überflüssig. Am frühen Morgen weckt uns die Morgenröte, wir schlafen aber noch einmal ein. Bald aber werden wir durch die hellen Sonnenstrahlen wach. Die Wiese ist feucht und lockt uns zum Taulaufen. In einiger Entfernung steht unser Wiesenhüsli, eine aus Holz gezimmerte Kompost-Toilette, das wir auch gleich nutzen.
Um halb neun, wie vereinbart, kommt Selina und tischt uns das reichhaltige Z‘Morge (Frühstück) auf, Sepp radelt mit seinem E-Bike über die Wiese, um uns Kaffee zu bringen. Und so tafeln wir wiederum köstlich im Sonnenschein mit Blick auf die Berge im Appenzeller Land. Im Gegensatz zum vorherigen Abend können wir den Säntis jetzt gut sehen. Mit 2.501 Meter ist er der höchste Berg im Alpstein und Teil der nordwestlichen Alpen. Er führt drei Kantonsgrenzen zusammen: Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gallen.
Jetzt wird es schnell sehr warm, ein letztes Mal legen wir uns auf das wunderbare Bett und geniessen den Ausblick, dann geht es mit Sack und Pack zurück zum Hof. Wir verabschieden uns von dem wunderbaren Gastgeber Sepp, der fröhlichen Celine und der mittlerweile recht zahmen Momo. Hierhin werden wir ganz sicher noch einmal zurückkehren, und das nächste Mal bringen wir gleich Leckerli mit: Momo ruggele!
Wir beobachten Vögel und geniessen die Natur. Ein erstes frühlingshaftes Bad im Fluss kühlt kräftig ab, bevor der Weg uns an die Albtalmühle in Tiefenstein vorbei führt.
Von dort geht er wieder stetig hinauf in den Wald, vorbei an „Bernhardts Ruhe“, einem besonderen Aussichtspunkt mit weitem Blick in das Albtal.
Auf 14 Kilometern zaubert die Strecke viele wild-romantische Eindrücke hervor und lässt uns immer wieder staunen und geniessen, wie schön es ist zu Fuss unterwegs zu sein.
Wir haben Besuch aus Ostwestfalen und wollen gemeinsam eine schöne, aber nicht zu anstrengende Wandertour machen. Da bietet sich der Schinkenweg rund um Höchenschwand an. Auf ungefähr 12 Kilometern führt die Tour am Tiefenhäuser Moor vorbei durch Wald und über Wiesen bis hinauf zur Albtalschanze. Der Weg ist leicht zu laufen, und immer wieder zieht uns der Blick in das schöne Albtal.
Allerdings ist der Blick nicht ungetrübt. Die Folgen der heissen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre sind unübersehbar: Die Bäume, vor allem die Nadelhölzer leiden. Viele sind bereits vertrocknet, vom Borkenkäfer befallen und müssen gefällt werden.
Länger andauernder Regen ist dringend notwendig. Nachdenklich wandern wir weiter, machen Rast auf einer Himmelsliege und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Auch heute ist es für die Jahreszeit viel zu warm.
Am Ende unsere Tour kommen wir dort an, von wo wir aufgebrochen sind - das historische Gasthaus Rössle in Tiefenhäusern lädt zum Nachtmahl ein. Wir lassen den Abend bei einem kühlen Bier und guten Essen ausklingen.
Heute geht es ins Rothaargebirge im Sauerland, einem der vielen deutschen Mittelgebirge. Wir haben vor längerer Zeit von Freunden eine Übernachtung im Schäferwagen geschenkt bekommen. Dieser Wagen steht im Wald bei Bad Berleburg, einer kleinen Kurstadt in Südwestfalen.
Die Anfahrt zieht sich hin, insgesamt brauchen wir vier Stunden, bis wir Bad Berleburg erreichen. Den Standort des Wagens haben wir zuvor mitgeteilt bekommen, und nun geht es vom Wanderparkplatz direkt in den Wald. Es ist ein sommerlicher Tag, die Sonne scheint gleissend, und es ist recht warm. Durch die anhaltende Trockenheit der vergangenen Monate fallen schon viele Blätter von den Bäumen, wodurch ein Hauch von Herbst in der Luft zu liegen scheint.
Nach ungefähr zwanzig Minuten erreichen wir unsere Unterkunft – auf einer hoch gelegenen Lichtung mit wunderschönem Fernblick steht der Schäferwagen. Der hinterlegte Schlüssel eröffnet uns ein kleines, feines Paradies auf engstem Raum. Komplett in hellem Holz gehalten, bietet der Wagen den vollen Luxus: ein Bett mit Sternenhimmel–Beleuchtung, Tisch und Bank, Küchenzeile mit Gaskocher sowie Dusche und WC. Und für unser leibliches Wohl ist ebenfalls gesorgt, im Kühlschrank stehen Abendessen und Frühstück.
Wir beschliessen noch eine kleine Wanderung zu machen und gehen auf Geratewohl los. Die Waldwege sind gut beschildert, der Verlauf ist hügelig mit sanften, aber kontinuierlichen Steigungen. Schneller als gedacht kommen wir voran und laufen schliesslich abwärts in die Stadt und durch einen romantischen Schlosspark. Oberhalb des Parks thront Schloss Berleburg des Grafengeschlechts Sayn–Wittgenstein.
Nach einer kleinen Stärkung in einem Café im Ort wandern wir zurück, um den frühen Abend im Schäferwagen zu geniessen. Erstaunlicherweise sind wir mittlerweile über neun Kilometer gelaufen, das hätten wir gar nicht vermutet.
Den Abend verbringen wir mit einer köstlichen Brotzeit und einem kühlen Bier. Bei Kerzenschein bricht die Dunkelheit ein, und wir warten, dass der Vollmond am Himmel erscheint. Die aufziehenden Wolken verdecken jedoch die Sicht, und so lauschen wir den Geräuschen der Nacht ohne Mondschein.
Als wir am Morgen aufwachen, regnet es kräftig. Wir haben wunderbar geschlafen, geniessen den frisch gekochten Kaffee im Bett, die warme Dusche und das leckere Frühstück. Selbst bei Regen ist es hier schön, die Nebelschwaden ziehen vorbei, wir könnten noch gut hier bleiben. Langsam bereiten wir uns auf den Rückweg vor. Wir fühlen uns, als hätten wir eine Woche Ferien gemacht – eine Übernachtung im Schäferwagen ist wunderbar.